Der Kaukasus-Konflikt war das erste Beispiel für einen Krieg, der auf digitalen und realen Schlachtfeldern geführt wurde. Zwar gab es schon 2007 eine ähnliche Attacke von Russland auf Estland, allerdings blieb dieser Angriff auf den Cyberspace beschränkt. Experten sind sich sicher, dass damit eine neue Ära der Kriege begonnen hat. Auch Deutschland könnte Opfer werden. Zwar dürfte es kaum gelingen, sämtliche deutschen Webseiten lahm zu legen. Wenn aber während der aktuellen Finanzkrise die Webseiten deutscher Banken aus dem Netz verschwanden, wäre eine Börsenpanik die Folge. Kein Konflikt der Zukunft wird ohne Digital-Krieger auskommen. Ein Cyber-Feldzug kostet etwa so viel wie das Austauschen einer einzigen Panzerkette. Sie wären dumm, wenn Sie sich die Gelegenheit entgehen ließen, sagt Bill Woodcock von Packet Clearing House, einer Organisation, die den Internetverkehr verfolgt. Täglich werden Schlachten gegen Firmen geführt, die Schutzgeld zahlen müssen. Oder harmlose Surfer geraten ins Visier von Betrügern. Besonders das Internet-Banking sei gefährlich. Aber wer sind die Verbrecher, die digital Millionen absahnen? Hinter dem Angriff auf Georgien steckt wahrscheinlich das Russian Business Network (RBN). Klingt seriös, doch das RBN ist die größte Verbrecher-Netzwerk des Internets. Der Ring von Computer-Verbrechern macht alles, was Geld bringt: Spams versenden, Bankkunden abzocken , Kinderpornografie anbieten. Niemand weiß, ist das Verbrechernetz mit der russischen Regierung verbandelt. Eventuell wurde es bezahlt. Geführt wird RBN von einem mysteriösen Hacker mit dem Codenamen Flyman. In der Szene kursieren Gerüchte, er sei eng mit einem mächtigen rusischen Politiker verwandt.
RBN ist derzeit wahrscheinlich das am besten entwickelte Netzwerk von Computer-Verbrechern. Herzstück ihrer Macht sind sogenannte Botnets. Für diese Netze haben die Verbrecher Tausende oder gar Zehntausende PCs unter ihre Kontrolle gebracht, die bei nichtsahnenden Internet-Benutzern zu Hause stehen. Kleine Programme erlauben es den Digital-Verbrechern, die Computer unbemerkt fernzusteuern. Die Programme haben sich die Besitzer (unbewusst) aus dem Netz heruntergeladen. Da genligt es schon, die falsche Webseite zu öffnen. Mitte Dezember 2008 wurde ein Fehler in Microsofts Internet Explorer bekannt. Das Programm erlaubt manipulierten Webseiten, die Kontrolle über die Computer der Nutzer zu übernehmen. Niemand weiß, wie viele Webseiten danach manipuliert wurden. Oft ahnen die Besitzer nicht, dass ihre Rechner Teil eines Botnets sind. Manchmal spionieren die Programme Daten der User aus, etwa Kreditkartennummern. Meist werden die Rechner aber für die zwei einträglichsten Geschäfte benutzt: Denial-of-Service-Attacken (DoS) und Spam.
Die Rechner des Botnets werden dann genutzt, um Hunderttausende Werbe-Emails zu verschicken. Hier treten die Mafia-Vereinigungen wie RBN geradezu als Dienstleister auf. Für etwa 60-70 Dollar kann man bei ihnen das Versenden von Hunderttausend Spam-E-Mails in Auftrag geben. RBN hat sich noch mit anderen Dienstleistungen in der Szene einen Namen gemacht. Die Organisation bietet sogenannte kugelsichere Domains an. Hier können Iinternet-Nutzer Webseiten betreiben, und RBN garantiert ihnen absolute Anonymität. Außerdem ist es RBN völlig egal, welche Inhalte auf diesen Webseiten abgelegt werden. Kugelsichere Domains von RBN sind bei den Vertreibern von Kinderpornografie beliebt.